Kita-Fachtagung in Osterholz
Burn-out in der Kindertagesstätte
Kita-Verbände organisieren Fachtagung zum Umgang mit steigender Berufsbelastung und Herausforderungen
Christian Pfeiff
Osterholzer Kreisblatt 24.05.2024
Osterholz-Scharmbeck. Die Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck ist nicht nur als ein Ort für Kultur-, Party-, Markt- und Messeveranstaltungen bekannt. Gerade hat sie ihr Veranstaltungsportfolio um ein weiteres Angebot erweitert: Die evangelisch-lutherischen Kindertagesstättenverbände Osterholz-Scharmbeck und Rotenburg/Verden haben zusammen alle Mitarbeitenden der angeschlossenen Einrichtungen zu einer Fachtagung dorthin geladen.
Bei dieser Fachtagung handelte es sich zwar nicht um die erste ihrer Art. Allerdings war es die erste Fachtagung in Präsenz seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Gleichzeitig fand die Veranstaltung erstmals in der Stadthalle statt. Bis dato hatten die Fachtagungen beider Kita-Verbände in einer Rotenburger Schule stattgefunden. Doch inzwischen ist die Fachtagung aus diesem Raumangebot rausgewachsen.
Im Fokus standen insbesondere Themen, Tipps und Tricks zum Erhalt der eigenen körperlichen und seelischen Gesundheit. Neben Massageangeboten, Yoga- und Ernährungscoaching-Workshops zählte zu den Angeboten für die rund 370 anwesenden Mitarbeitenden aus insgesamt 26 Einrichtungen beider Landkreise auch ein Vortrag zum Thema Burn-out. Gehalten wurde dieser von Experten der auf psychische Erkrankungen spezialisierten Ameos-Klinik. Außerdem informierten vier verschiedene Krankenkassen an Informationsständen über ihre entsprechenden Angebote und Leistungen.
Dieser thematische Schwerpunkt war nicht von ungefähr gelegt worden: „Wir registrieren diesbezüglich derzeit eine leicht steigende Tendenz und auch längerfristige Ausfälle einzelner Fachkräfte aus eben diesen Ursachen. Ich will jetzt nicht sagen, dass es sehr häufig vorkommt, aber wir nehmen eine leicht steigende Tendenz durchaus wahr“, sagte Cornelia Kuck, pädagogische Leitung des evangelisch-lutherischen Kindertagesstättenverbands Osterholz-Scharmbeck.
Vielzahl an Gründen
Die Gründe dafür seien vielfältige und hingen mit einem gesteigerten Arbeitsvolumen der Mitarbeitenden bei gleichzeitigem Fachkräftemangel zusammen. Die Gründe seien nicht nur in der direkten pädagogischen Arbeit am Kind zu suchen – obgleich sich auch diese im Laufe der Jahrzehnte geändert hat: „Es wird viel auf uns übertragen. Viele Kinder sind nicht mehr so sicher in den Familien gebunden, wie es früher war. Häufig gibt es bei jungen Familien nicht mehr die räumliche Nähe zu Großeltern und weiteren nahen Verwandten. Und dadurch, dass oft beide Eltern gezwungen sind, zu arbeiten, haben sich Familiensituationen, Familienverbände einfach stark verändert“, erklärt die betriebswirtschaftliche Leiterin beider Kita-Verbände Marion Vahlbusch.
Auch weitere gesellschaftliche Veränderungen und Entwicklungsprozesse üben einen Einfluss auf die Arbeit der Erzieherinnen aus: „Kindheit hat sich völlig verändert. Elternsein hat sich verändert – einfach durch die ganzen neuen Medien. Kinder kommen mit ganz anderen Grundvoraussetzungen in Kindertagesstätten; auch junge Eltern haben ganz andere Bedürfnisse als noch vor 20 Jahren. Sie brauchen mehr Unterstützung, mehr Begleitung“, zählt Markus Maiwald, Fachberater aller Einrichtungen beider ausrichtenden Verbände auf – und benennt ein entsprechendes Beispiel: „Wenn Eltern viel auf ihr Handy, TV oder Tablet schauen und ihre Kinder dabei währenddessen sich selbst überlassen, kann in diesen Situationen keine Bindungsarbeit stattfinden. Wenn Kinder aber keine sichere Bindung haben, werden sie unsicher, unruhig und zeigen auch oft Verhaltensauffälligkeiten, hinter denen sich letztlich eine ständige Suche nach Bindung verbirgt. Wenn diese Kinder es dann nicht anders gelernt haben, nutzen sie auch sogenannte negative Aufmerksamkeitsstrukturen, beispielsweise durch Schubsen und Schreien, Verweigerung und so weiter – Hauptsache, sie erhalten Aufmerksamkeit.“
„Ja, uns fehlt Personal und trotzdem müssen wir vieles auffangen“, bestätigt auch Heidi Tietjen-Vuzem, Leiterin der St.-Willehadi-Kita. Neben dem gesellschaftlichen wäre dies auch einem strukturellen, bürokratischem Wandel geschuldet. Insbesondere das Erarbeiten, Verfassen und Umsetzen unzähliger neuer Konzepte zu Themen wie Kinderschutz, Sprachvermittlung, Ernährung und Gesundheit würden heute viel Arbeitszeit der Pädagoginnen in Anspruch nehmen.
Es war jedoch nicht das Ziel der Fachtagung, diese Veränderungen zu beklagen, sondern ihnen konstruktive Maßnahmen entgegenzusetzen und auch den Zusammenhalt des Gesamtkollegiums zu fördern. Und so gab es zum Beispiel auch eine Fotobox für entsprechende Erinnerungsfotos. Die Osterholz-Scharmbecker Buchhandlung „Die Schatulle“ informierte zudem über Neuigkeiten auf dem Kinderbuchmarkt und Vertreter des Medienkompetenzzentrums gingen nicht nur auf mögliche Gefahren der künstlichen Intelligenz ein, sondern wiesen in erster Linie Möglichkeiten auf, diese pädagogisch und spielerisch zu nutzen.
Weitere kreative pädagogische Möglichkeiten wurden nicht zuletzt durch Musikpädagogin Meike Heegardt und Kita-Clown Karina Kraeft den Teilnehmern vermittelt. Zum Abschluss der Fachtagung unterh
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